GEMÄLDE / AQUARELLE / ZEICHNUNGEN

Rainer Behrends

Text aus Galerieblätter Nr.28 Kulturbund der DDR/Fachkommission Kunst u. Literatur, 1983

Häufig beschreibt er in seinen Zeichnungen und Gemälden Erinnerungen. Personen erscheinen dabei in kastenartigen Räumen, Bühnen ähnlich mit dunklen Vordergründen und hellen Prospekten auf der Hinterbühne, die Fenstern gleichen. Mitunter ist der Raum nur von geringer Tiefe, alles ist noch nah. So in den Zeichnungen „Erinnerungen an meinen Vater" und „Requiem für Hans Schulze", dessen Bildnis auf einem Zeichenblatt erscheint, während das Atelier leer ist. Erinnerungsbilder zeigen auch das Atelier und in ihm befindliche Werke des Plastikers Volkmar Kühn. Verhüllte Figuren führen ein geheimnisvolles Leben und ziehen die suchenden Blicke auf sich. Uber sie hinweg gleitet das Auge in die Landschaft um das ehemalige Kloster Mildenfurth... weiter >>>

Ein anderer werden und doch derselbe bleiben

Günther Regel

Rede zur Eröffnung der Ausstellung in der Leipziger Galerie „Wort und Werk“
am 20. Juli 1989, veröffentlicht in KUNST+UNTERRICHT 142/1990 Nr.51

Hier an diesem Orte habe ich selten eine Ausstellung von Bildern gesehen, die so erfüllt waren von puren Form- und Farbklängen, von visuellen Rhythmen, Spannungsbeziehungen und sorgsam austarierten Gleichgewichtsverhältnissen wie diese. Bilder, die zwar nicht gänzlich, aber weitgehend auf die Abbildung der sichtbaren Welt der Dinge verzichten und doch so viel sagen über unsere Wirklichkeit, über wichtige Seiten unserer inneren Welt nämlich. Bilder, die mindestens für diejenigen zu sprechen beginnen, die sich den vom Alltag erzwungenen, rational ausgerichteten Sehgewohnheiten vorübergehend zu entziehen und kunstgemäß zu schauen vermögen. Eine schöne Ausstellung, die selbst diesem tristen Raum ein wenig Glanz zu verleihen vermag... weiter >>>

Chaos und Kalkül

Harald Kunde

Katalogtext zur Ausstellung „INTERRADISIENA“ – Übermalungen und andere Arbeiten
Universität Leipzig Galerie im Hörsaalbau 31.08. – 5.10.1991

Die Findung einer Sprache, die der Offenheit dieser bildnerischen Formgefüge angemessen, die der Nuanciertheit dieser Farbstufungen adäquat wäre, führt in Versuchung, der vereinbarten semantischen und syntaktischen Koordinaten sich zu entledigen und der rhythmischen Wirkung der Laute, Pausen, Tonstärken zu vertrauen. Doch selbst gesetzt, dies gelänge, bliebe zu befürchten, daß bestenfalls ein Parallel-Erlebnis sich einstellte, das wenig mehr an verstehender Nähe erzeugte als ungefähre, mitschwingende, synästhetische Empfindung. Erhellender dagegen scheint ein verbaler Gestus, der der Sprache kommunikative Konventionen beläßt und von dort aus strukturelle Impulse dieser Arbeiten fruchtbar zu machen sucht: Als Prozeß des Sprechens, das den Mut zur vielsinnlichen Wahrnehmung aufbringt, das durch kein Ziel gesicherten Erkundungen sich aussetzt, das im Fortgang seines Dauerns erst sich selbst bewußt wird. Ein solches Sprechen geriete in innere Fühlung zur Art und Weise der Richterschen Bildproduktion und eröffnete vielleicht die Möglichkeit, das Erleben ihrer Resultate sagbar zu machen... weiter >>>

Lob der Serie

Günther Regel

Rede zur Eröffnung der Ausstellung „INTERN-EXTERN MALEREI + FOTO SERIEN 1986-99"
am 9.10.1999 in der Osterburg Weida

Als ich zusagte, zur Eröffnung dieser Ausstellung ein paar Worte zu sagen, leichtfertig und voreilig, wie sich bald herausstellte, da hatte ich wohl im Sinn, Roland Richter und die großen Etappen des, wie ich finde, erstaunlichen Werdegangs seiner Kunst vorzustellen. Da hätte ich anknüpfen können an die Ausstellung seiner Arbeiten, die vor reichlich 10 Jahren, in jener denkwürdigen Zeit kurz vor der Wende, in Leipzig eröffnet wurde. Wer bis dahin Roland Richter nur als subtilen Maler der äußeren, gegenständlichen Wirklichkeit kannte, der sah sich überrascht durch eine Bildwelt, die nun unverhüllt Auskunft gab über seine innere Wirklichkeit und sich von der Gegenständlichkeit weitgehend verabschiedet hatte – vorerst jedenfalls. Mich wundert es heute nicht, daß dieser kontrastierende Zusammenhang zwischen dem Inneren und dem Äußeren ein prägendes Moment seiner Kunst wie seiner Reflexion darüber geblieben ist, worauf ja auch der Titel dieser Ausstellung BILDER INTERN–EXTERN ausdrücklich anspielt... weiter >>>

PARALLELWELTEN

Ina Gille

Rede zur Ausstellungseröffnung Museum Schloss Rochsburg, 7. Juli 2006 (Ausschnitt)

Parallelwelten? Etwa virtuelle, gar die anderer Dimensionen, unseren Sinnen unerreichbar? Das eher nicht. Immer noch die von Kunst und Leben, durch vielerlei sichtbare wie unsichtbare Brücken verbunden, lose einander gehörend oder unentwirrbar miteinander verkettet. In dieser Ausstellung bekommt der Titel noch eine weitere Bedeutung. Eine Frau, ein Mann, beide Künstler, die ihr Leben miteinander teilen, Kinder großgezogen haben, den Alltag bewältigt, stehen sich in ihren Kunstwerken als zwei autonome Wesen gegenüber, werden durch diese ihre Werke zu Parallelwelten. Wobei es auch hier Brücken von der einen zur anderen Welt gibt, Berührungen wie Abstoßungen, des einen Lebens vom anderen, des einen Werkes vom anderen... weiter >>>

„Denn, wahrhaftig , die Kunst steckt in der Natur.... “
(Albrecht Dürer)

Rainer Behrends

Einführung zur Ausstellung mit Landschaften etc.
am 14.Juni 2016 im Uniklinikum Haus 9 (José Carreras Haus)

Aus dem Oeuvre von Roland R. Richter zeigt diese Ausstellung Arbeiten aus einem Zeitraum von sechs Jahrzehnten, die ältesten entstanden 1953, die Folge endet im Jahre 2011. Der Künstler stammt aus Pürstein, einer Stadt im Egertal, an drei Seiten vom Erzgebirge umschlossen, heute Perštejn in Tschechien. Nach der Ausweisung und Umsiedelung begann er 1952 am neugegründeten Institut für Kunsterziehung der Universität Leipzig ein Studium der Kunstpädagogik, das er 1956 abschloss. Seinerzeit war es ein Einfachstudium mit umfassender Ausbildung in Fächern der bildenden Kunst mit ausgedehnter eigener bildkünstlerischer Praxis neben kunstwissenschaftlichen und pädagogischen Studien, durchaus nicht unähnlich der Ausbildung an einer klassischen Kunstakademie. Gravierend war jedoch der Unterschied zur ortsansässigen und traditionsreichen Hochschule für Grafik und Buchkunst, die sich als Hort parteitreuer sozialistisch-realer Kunst verstand. Am universitären Institut hingegen wurden eher humanistische Positionen in der Lehre vertreten und bildnerisch die Verbindung mit der Kunst der zwanziger und frühen dreißiger Jahre gesucht. Dafür garantierten Lehrer wie Prof. Elisabeth Voigt, einst Meisterschülerin der Käthe Kollwitz und Carl Hofer eng verbunden, Hans Schulze, der u.a. von Kanoldt herkam oder der dem Spätimpressionismus zugewandte Heinz Olbrich. Dazu die damals junge Schriftkünstlerin Irmgard Horlbeck-Kappler. Das alles garantierte ein ebenso schöpferisches wie offenes Klima, was sich alsbald grundlegend ändern sollte. Dennoch fand Roland Richter hier den Ort seines Wirkens als Theoretiker, Methodiker und Künstler in mehr als 40 Jahren von 1956 bis 1999. Allerdings führte die Doppelexistenz als Wissenschaftler und bildender Künstler zu Zwiespälten und Konflikten hinzu kam die ideologische Bedrängnis, der Künstler nennt es den„äußeren wie inneren Zwiespalt zweier Seiten meiner Person wie meines Tuns, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Lehre und Forschung, zwischen Kunstvermittlung und eigener Produktion, zwischen pädagogischer Verantwortung und autonomer Äußerung.“ Er endete in einer schweren existenziellen Krise... weiter >>>